Und wieder setzt ein Vater ein Zeichen und versucht die Salzburger Bevölkerung auf sein Schicksal als Beispiel von tausenden "Einzelfällen" hinzuweisen. Salzburg24 interviewte den Vater und frug bei Martin Morauf , dem Obmann von Väter ohne Rechte und anderen nach.
"Vater ohne Rechte" kämpft um Tochter
"Will nicht nur Besucher sein"
„Vater ohne Rechte“ steht auf dem selbstgebastelten Schild, das Josef S. (Name von der Redaktion geändert) in den Händen hält. Seit sieben Wochen steht er damit beinahe täglich auf öffentlichen Plätzen in der Stadt Salzburg und im Pinzgau. Es ist ein Kampf um seine Tochter und ein stiller Protest gegen das Rechtssystem, sagt er. Wir haben uns seine Geschichte angehört.
Seine Tochter wird bald 14 Jahre alt und wohnt bei ihrer Mutter im Pinzgau. Sie hat das Sorgerecht. Josef S. (59) darf sie jeden zweiten Donnerstag und alle 14 Tage ein Wochenende lang sehen. Das hat das Gericht so bestimmt. Insgesamt käme er so auf eine gemeinsame Zeit mit seiner Tochter von etwa 80 Tagen pro Jahr. Doch die Realität sehe anders aus, sagt S. im Interview mit SALZBURG24. Von Seiten der Mutter kämen immer wieder vermeintliche Gründe, warum er sein Kind nun doch nicht sehen könne – auch dann, wenn er den Weg von knapp zwei Autostunden von Pfaffstätt (Bezirk Braunau) in Oberösterreich in den Pinzgau schon hinter sich hat und vor der Haustüre steht. Und seit Mitte Februar komme es zu gar keinen Treffen mehr – für Josef S. nicht nachvollziehbar. „Wir haben eigentlich ein inniges Verhältnis, aber seit Anfang April antwortet sie kaum noch auf meine SMS.“ Hat sie sich entfremdet?
„Ich will Vater, nicht Besucher sein“
Josef S. ist mit jener Ohnmacht konfrontiert, die Väter zu spüren bekommen, die eine gleichberechtigte Elternschaft möchten, diese aber im Alltag nicht durchsetzen können. Hat ein Paar ein gemeinsames Kind und es kommt zur Trennung, würden die Väter in der Frage rund um die Obsorge meist diskriminiert, kritisieren etwa Vereine wie Vaterverbot oder Väter ohne Rechte. Die derzeitige Obsorgeregelung gebe jenem Elternteil, das die Obsorge über das Kind zugesprochen bekomme, die Entscheidungsgewalt darüber, ob, wie oft und wie lange der Besuchsberechtigte sein Kind sehen könne.
„Ich bin kein Einzelfall“, sagt S.. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, auf dieses gesellschaftliche Tabuthema aufmerksam zu machen.“ Die permanente Anspannung und der Streit zwischen den Eltern bringe die Kinder in Konflikte und gefährde deren Entwicklung. „Ich merke das bei meiner Tochter, sie ist jetzt in der Pubertät und wirkt mehr und mehr zurückgezogen. Ich komme nur noch schwer an sie ran“, berichtet S. aus eigener Erfahrung. Er erfahre auch nichts über die Termine in der Schule, wie Elternsprechtage, oder Arzttermine seiner Tochter. „Eigentlich müsste mich die Kindsmutter laut Beschluss darüber informieren“, schildert der 59-Jährige.
Sind Väter Eltern zweiter Klasse?
Mit solchen und ähnlichen Problematiken ist der Verein „Väter ohne Rechte“, der sich als NGO für Kinderrechte versteht, regelmäßig konfrontiert. „Wenn die Mutter das Kontaktrecht ignoriert – also zum Beispiel die Tür nicht aufmacht, wenn der Vater läutet oder sagt, das Kind sei krank oder auf einer Geburtstagsfeier, dann kann sie das Monate, manchmal sogar Jahre lang spielen, ohne dass etwas passiert“, erklärt der Obmann des Vereins, Martin Morauf auf SALZBURG24-Anfrage.
90 Prozent aller Trennungskinder leben in Österreich ausschließlich im Haushalt der Mutter. Väter haben ein Kontaktrecht und sind unterhaltspflichtig. Im Jahr 2015 hat der Europarat einstimmig beschlossen, dass in allen Mitgliedsstaaten gleichteilige und gleichberechtigte Betreuungsformen eingeführt werden sollen. „Das ist in Österreich bis heute geflissentlich ignoriert worden“, so Morauf.
Zwar habe sich die Situation in den letzten Jahren leicht verbessert, doch Väter würden vor Gericht nach wie vor als Elternteile zweiter Klasse behandelt, lautet die scharfe Kritik. Das treffe vor allem bei unverheirateten Vätern zu. „Wenn die Mutter, die das alleinige Obsorgerecht hat, den Kontakt nicht möchte, hat der Vater keinerlei Rechte an seinen Kindern. Es ist eine Diskriminierung par excellence, dass der Vater vor Gericht darum kämpfen muss, Vater sein zu dürfen“, sagt Morauf.
Kein rechtliches, sondern gesellschaftliches Problem
Familienrechtsexperte Johannes Koman beurteilt die Kritik des Vereins zwar als „berechtigt“, erkennt aus seiner Sicht jedoch eher ein gesellschaftliches, als ein rechtliches Problem. „Die meisten Familien leben in den klassischen Rollenbildern und Mütter widmen den gemeinsamen Kindern in aller Regel mehr Zeit. Diese Tatsache wird von den Gerichten natürlich gewertet“, schildert der Anwalt gegenüber S24. Männer, die nach Trennungen ihre Vaterrolle gleichberechtigt neben der Mutter übernehmen wollen, seien erfahrungsgemäß noch in der Minderheit und hätten es tatsächlich schwer, dies – gegen den Willen der Mutter – durchzusetzen, zumal die Gerichte selten Vorreiter in Sachen fortschrittlicher Betrachtungsweisen seien, bewertet Koman die derzeitige Situation.
Josef S. will nicht aufgeben und weiterkämpfen. Er sucht den Kontakt zu Eltern, die Ähnliches erleben oder erlebt haben. S. protestiert vor dem Schloss Mirabell, dem Bezirksgericht und vor dem ORF-Gebäude in der Stadt Salzburg. Im Pinzgau trifft man ihn vor der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. „Ich schreibe meiner Tochter fast täglich, egal ob sie antwortet oder nicht. Sie soll einfach wissen, dass ich als ihr Papa da bin, wenn sie mich braucht.“
Link: https://www.salzburg24.at/news/salzburg/vater-ohne-rechte-kaempft-um-seine-tochter-69543586
Bevor Sie unsere Seite verlassen: Vielen Dank!